Zeitwertkonten



Eines der ersten Zeitwertkonten in Deutschland war das Zeitwertpapier von Volkswagen. Anfang der Neunziger war es in aller Munde und das zu Recht. Es war innovativ und damit in Deutschland nahezu einzigartig. Damit hat VW einen Trend eingeleitet, der in den letzten Jahren von vielen weiteren Unternehmen erkannt wurde. In der Praxis setzt mittlerweile nicht nur die Großindustrie, sondern auch der Klein- und Mittelstand Zeitwertkonten erfolgreich um.

Anfangs dienten Zeitwertkonten in der Regel „lediglich“ als reine Arbeitszeitflexibilisierung im produzierenden Gewerbe. Man verabschiedete sich von starren Arbeitszeitreglungen und konnte so besser auf den schnelllebigen Markt und die ungewisse Auftragslage reagieren. Zeitwertkonten geben dem Unternehmen die Möglichkeit, die Arbeitnehmer bei guter Auftragslage „vorarbeiten“ zulassen und sich ein Guthaben aufzubauen. In schlechten Zeiten werden die auf dem Zeitwertkonto angesammelten Guthaben wieder ab gebaut. Auf diesem Wege konnte eine Kündigungswelle bei schlechter Auftraglage vielfach verhindert werden.

Prinzip



Wertkonten ermöglichen ein steuer- und sozialversicherungsfreies Ansparen von Gehaltsbestandteilen. Der Arbeitnehmer verzichtet auf Entgelt für geleistete Arbeit. Anstatt als Gehalt nach Versteuerung und Verbeitragung ausgezahlt zu werden, werden die entsprechenden Bruttoentgeltbestandteile auf dem Wertkonto des einzelnen Arbeitnehmers gutgeschrieben.

Neben laufenden Gehaltsbestandteilen können auch andere betriebliche Leistungen, z. B. Sonderzahlungen, Gratifikationen, Urlaubsansprüche oder Überstunden auf dem Wertkonto angesammelt werden. Die einzelnen Ansammlungsmöglichkeiten können vom Unternehmen grundsätzlich individuell festgelegt werden.

Im Laufe der Zeit entsteht auf dem Wertkonto ein Guthaben, das sich der von dem Unternehmen gewählten Regelung entsprechend verzinst. Die angesammelten Bruttoentgeltbestandteile inklusiver Wertzuwächse unterliegen der nachgelagerten Besteuerung; d. h. Steuern und Sozialversicherungsbeiträge werden erst fällig, wenn das Wertguthaben zu einem späteren Zeitpunkt, z. B. für die Finanzierung des Vorruhestands, verwendet wird.

 

"Das Zeitwertkonto von FinRo ist eine hervorragende Lösung seinen Vorruhestand zu planen."

Markus Reichl

Während einer Freistellungsphase bleibt das Arbeitsverhältnis bestehen. Der Arbeitnehmer wird jedoch von seiner Arbeitspflicht freigestellt, erhält aber aus dem vorher angesammelten Wertguthaben sein Gehalt weiter bezahlt. Das große Plus von Wertkonten ist deren Flexibilität. Hinsichtlich der Ein- und Auszahlungen gibt es grundsätzlich keinerlei gesetzlich vorgeschriebene Mindest- oder Höchstbeträge.

Optimal ist die Ergänzung der Modelle um ein Wahlrecht auf betriebliche Altersversorgung. In diesem Fall kann z. B. das bei Eintritt in den gesetzlichen Ruhestand nicht „verbrauchte“ Wertguthaben in eine betriebliche Altersversorgung umgebucht werden Der Vorteil liegt darin, da die Umbuchung unter bestimmten Voraussetzungen lohnsteuer- und sozialversicherungsfrei ist.

Wertkonten sind allerdings kein Ersatz, sondern nur eine Ergänzung der betrieblichen Altersversorgung. Bei der betrieblichen Altersversorgung geht es um die Absicherung biometrischer Risiken, d. h. die Versorgung des Arbeitnehmers oder seiner Hinterbliebenen bei Berufsunfähigkeit, im Todesfall oder für den Fall eines langen Lebens. Bei Wertkonten steht die reine Kapitalbildung im Vordergrund, um bei geplanten oder unerwarteten Veränderungen der privaten oder beruflichen Situation flexibler reagieren zu können. Biometrische Risiken werden bei Wertkonten dagegen nicht abgesichert.